GASTKOMMENTAR. Das ist Steyr, am Abend des 16. Jänners 2022. Falsche Polizisten begleiten eine illegale Kundgebung, der die echte Polizei die Gasse frei hält. Diese Kundgebung wackelt wöchentlich mit Trommeln und Bierdosen durch die Stadt. Auf den ersten Blick sieht das ganz geordnet aus. Eine Handvoll Polizistinnen und Polizisten in adretter Uniform begleitet einen Demonstrationszug durch die Enge Gasse ...
Das Barett sitzt korrekt am Haupt, die Exekutivbeamtinnen und -beamten tragen im Gegensatz zu den "besorgten Bürgern" im Demonstrationszug den Mund-Nasenschutz. Man muss ein paar Mal hinsehen, um sich dann die Augen zu reiben. Die Damen und Herren sind nämlich keine Polizisten. Die Damen und Herren verkleiden sich nur so, als wären sie Polizisten - und das tun sie ganz gut. Der Bundesadler auf der dunkelblauen Jacke sieht nur ein klein wenig anders aus als der echte Bundesadler, die Abzeichen am Ärmel sind Fantasie-Sujets, sehen aber für den Laien aus wie eines der vielen Funktionsabzeichen. Aber wer kennt die schon alle. Die Täuschung ist fast perfekt.
Das ist Steyr, am Abend des 16. Jänners 2022. Falsche Polizisten begleiten eine illegale Kundgebung, der die echte Polizei die Gasse frei hält. Diese Kundgebung wackelt wöchentlich mit Trommeln und Bierdosen durch die Stadt. Getrommelt wird immer, die Bierdosen werden bei Bedarf entleert und zumeist, wenn das Bier längst schon Körpertemperatur angenommen hat und wenn es schnell gehen muss auch vor den Wohnungen und Häusern der Steyrer. Die örtliche Polizei regelt bei den zumeist unangemeldeten Zusammenkünften den Verkehr für die selbsternannten Opfer der "Corona-Diktatur". Genauer gesagt regelt die Polizei nicht den Verkehr. Sie hält lediglich eine Spielwiese frei für Demotouristen aus dem weiten Umland, damit unbeteiligte Steyrer Bürger die illegalen Kundgebungen samt akkustischer Kakophonien mit Akkorden von Gashupen, Kuhglocken und den Motorgeräuschen von Traktoren mit Freistädter Kennzeichen nicht versäumen. Das wäre ja noch schöner, wenn der gemeine Steyrer in den Stadtteilen am Sonntag, während er sich auf den neuen Tatort freut, daran nicht teilhaben könnte.
Zurück zu den falschen Polizisten. Wir recherchieren ein wenig, und wir sehen: Die falschen Polizisten im fast echten Kostüm, die wir in der Enge gefilmt haben, sie sind tatsächlich nicht auf dem Weg zu einem Gschnas zufällig in den Aufmarsch geraten. Nein, sie waren am Vortag in Wien ebenfalls als falsche Polizisten unterwegs. Und nur der Zufall will es, dass die Schamanin, Kartenleserin und Runendeuterin, die in Steyr wöchentlich das Kommando der "Spaziergänger" übernimmt, am Vortag ebenfalls in Wien zugegen war, mit Megaphon und viel guter Laune und - quelle surprise - ganz in der Nähe der falschen Polizisten.
In Wien haben die menschlichen Polizei-Attrappen Anzeigen kassiert. Bis Steyr hat es sich nicht herumgesprochen, dass das "unbefugte Tragen einer Uniform oder von Uniformteilen, die auf Grund ihrer Farbgebung und Ausführung geeignet ist, den Anschein einer Polizeiuniform zu erwecken", verboten ist. Diese Regel hat vermutlich gute Gründe. Es geht um die Sicherheit, es geht um das Gewaltmonopol des Staates. Falsche Polizisten, die vom Laien für echte Polizisten gehalten werden, sind bei Demonstrationen, die von rechtsextremen Kleingeistern orchestriert werden, ein klein wenig heikel. Vor allem dann, wenn die falschen Polizisten eine politische Agenda verfolgen, die sich gar nicht viel von jener der rechtsextremen Kleingeister unterscheidet.
Den falschen Polizisten und denen, die sie eingeladen haben, rufen wir höflich zu: Nein, das ist nicht Euer Steyr!
Den echten Polizisten, die für die Sicherheit in unserem Steyr zu sorgen haben, rufen wir zu: Augen auf, es geht nämlich um unser Steyr!
Ein Gastkommentar von Christian Kreil.
Videoquelle: Facebook.
Christian Kreil befasst sich seit Jahren mit Verschwörungsplaudereien und Pseudomedizin. In seinem eben erschienen Buch „Fakemedizin“ thematisiert er unter anderem die Verharmlosung von Covid-19, Impfgegner und haltlose Heilversprechen von Ärzten und Scharlatanen.
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